Der Wandel nach der Pandemie – New Work

Wer glaubte, dass sich New Work aufhalten und Corona spätestens im Sommer 2020 wieder erledigt hat, wurde des Besseren belehrt. Corona ist seit Frühjahr 2020 allgegenwärtig. Diese Zeit hat die traditionellen Muster in der Arbeitswelt und im privaten Bereich durchbrochen.

Die Pandemie hat uns die aktuellen Schwächen in der Gesellschaft gezeigt, aber auch wie ideenreich und flexibel wir sind und wie schnell sich kreative und unkonventionelle Lösungen umsetzen lassen. Was vor einigen Monaten als viel beschriebenes Remote Work in größerem Umfang noch unmöglich schien, ist jetzt bereits State of the Art. Was im Frühjahr noch als sensationelle Neuerung gefeiert wurde, ist mittlerweile das etablierte „New Normal“.

Die „schöne neue Arbeitswelt“ verunsichert uns dabei gleichermaßen, wie sie uns fasziniert. Diese Änderungen würden sowieso stattfinden. Die Pandemie-Krise hat dem Wandel nur einen deutlichen Schub gegeben.

In diesem Artikel:
1. Der Wandel nach der Pandemie – New Work
2. New Work – Willkommen neue Arbeitsformen
3. Es lebe das Homeoffice – das Arbeiten von Zuhause aus
4. Hybride Lösungen – Das Büro ist wo Mitarbeiter ist
5. Digitalisiert Corona dauerhaft die Arbeitswelt? – Ein Ausblick

New Work – Willkommen neue Arbeitsformen

Wie ein Zauberwort taucht seit einigen Jahren in den Fachkreisen weltweit der Begriff „New Work“ auf. Ursprünglich vor allem im Silicon Valley etabliert und durch die Pandemie wieder in allem Munde, liefert er einen Ansatz zur Neuorganisation – und Orientierung der Arbeit.

Der Strukturwandel der Arbeitswelt hat bei den Beschäftigten viele Fragen nach dem Sinn der ausgeübten Tätigkeit aufgeworfen. Das starke Bestreben nach einer besseren Work-Life-Balance spürt man ohnehin seit einigen Jahren.
Daher haben viele jetzt den Stillstand der Krise genutzt, um innezuhalten, um ihre Arbeitswelt zu hinterfragen. Sie halten ihren eigenen Job häufig für bedeutungslos. Dahinter verbirgt sich der Wunsch sich zu entfalten und die Arbeit so zu gestalten, dass sie dem Menschen dient.

Die Sinnfrage treibt nicht nur die Generation Y und Z an, sondern stellt auch Führungskräfte vor neue Herausforderungen – Hierarchien und finanzielle Anreize weichen der Freiheit, Selbstentfaltung und Sinnstiftung.

Der Wandel beinhaltet viele Faktoren des beruflichen und privaten Lebens. Merkmale, die den Beschäftigten mehr Eigenverantwortung und Gestaltungsspielraum einräumen erfahren einen großen Schub.

New Work - Arbeiten nach der Pandemie - Homeoffice

Das Loslösen von einem festen Arbeitsplatz ist einer davon. Während der Pandemie wird das Homeoffice zu einem beliebten Trend. Es wird in der öffentlichen Diskussion oft mit dem Mobilen Arbeiten gleichgesetzt, bedeutet aber viel mehr. Die Arbeitsleistung wird nicht nur außerhalb des Büros durchgeführt, sondern der feste Arbeitsplatz wird wortwörtlich in die private Wohnung des Arbeitnehmers verlegt.

Feste Arbeitszeiten sind einer flexiblen Arbeitszeit je nach Arbeitsaufkommen gewichen. Durch die Möglichkeit die Aufgaben auch außerhalb der „reguläre Arbeitszeiten“ zu erledigen, entsteht für Unternehmen eine höhere Effizienz und Zeiten von höherem Arbeitsaufkommen können durch z.B. Umstellungen von EDV-Systemen oder Abschluss von Projekten besser bewältigt werden. Die Digitalisierung hat durch die Automatisierung von Arbeitsabläufen in diesem Sinne stark zur Entlastung des Menschen beigetragen. Wir arbeiten produktiver und leistungsfähiger denn je, was die Abkehr von der 40-Stunden-Woche deutlich leichter macht. Der große Wandel bewegt immer mehr Menschen in Teilzeit, was auch die Work-Live-Balance der Mitarbeiter fördert.

Diese Tendenzen erfordern ein Umdenken auf der Arbeitgeberseite, zeitgemäße Beschäftigungsstrategien und vor allem die Überarbeitung des Arbeitsrechts. Während Arbeitgeber nach dem gesetzlichen Stand nicht verpflichtet sind, dem Wunsch nach Homeoffice nachzukommen, wurden die Rahmenbedingungen aufgrund der Corona-Pandemie hinterfragt und der Weg für das sog. „New Work”, das Arbeiten der Zukunft, bereitet.

Es lebe das Homeoffice – das Arbeiten von Zuhause aus

Die Krise 2020 katapultiert die Arbeitswelt in eine neue Dimension von bisweilen unvorstellbaren Ausmaß. Skype, Zoom und Slack lösen klassische Konferenzformen ab und erleben einen regelrechten Boom.

Von zahlreichen Arbeitgebern und Arbeitnehmern prinzipiell abgelehnt, erlebt die Heimarbeit wegen der Kontaktbeschränkung der letzten Monate einen regelrechten Boom. Der Anteil der Menschen im Home-Office ist schon in den ersten Wochen der Corona-Epidemie deutlich gestiegen. Die Zufriedenheit und die Zustimmung zu der Arbeit von Zuhause aus ist enorm, auch wenn es immer noch Unternehmen und Beschäftigte gibt, die beim Alten bleiben und weiterhin an der Präsenzpflicht festhalten.

Homeoffice bietet eine Chance zu einem Umbau der Arbeitswelt, in der Arbeit nichts Erzwungenes mehr ist, sondern die Menschen Dinge tun, die sie wirklich wollen.

Die stark hervorgehobenen Vorteile des Homeoffice dürfen über die Schattenseiten hinaus nicht hinwegtäuschen. Viele Mitarbeiter sagen, dass sie im Homeoffice mehr und mit wenigen Pausen arbeiten als im Büro und die Situation zuhause als mehr gestresst empfinden.

Flexibles Arbeiten von zu Hause aus – Vorteile
– Gewinn an Freiheit
– Zuwachs an Verantwortung – kann beflügelnd sein
– Bessere Vereinbarung von Familie und Beruf
– Volle Konzentration auf die Arbeit – effizienter, arbeiten fokussierter, gestalten kreativer
– Selbstbestimmung
– Keine Störungen durch Kollegen
– Keine Unterbrechungen durch Smalltalk im Flur
– Himmlische Ruhe ohne den Bürotrubel

Flexibles Arbeiten von zu Hause aus – Nachteile
– Zuwachs an Verantwortung – kann belastend sein
– Ablenkungen im Haushalt: der Postbote, der riesige Wäscheberg, Kinder mit Online-Unterricht
– Einsamkeitsgefühl
– Starker Stress – kein Pyjama-Paradies

Hybride Lösungen – Das Büro ist wo Mitarbeiter ist

Wie wird die Arbeitswelt von morgen sein? Ein Zurück in die „alte“ Zeit vor Pandemie wird es sicherlich nicht geben.

Wahrscheinlich wird das neue Berufsleben ein Mix aus Präsenzphase und Homeoffice sein. Es entstehen hybride Arbeitssituationen, bei denen einige Mitarbeiter vor Ort im Büro sind, andere mobil oder im Homeoffice. Es gibt keine feste Arbeitsplatzzuweisung und Angebote wie Co-Working Spaces werden aufgrund der Zunahme der dezentralen Arbeitsstrukturen weiter wachsen.

Effektives und konzentriertes Arbeiten findet von Zuhause aus und der soziale Austausch mit den Kollegen am Arbeitsplatz statt. Diese leistungsfähigen selbstbestimmten Arbeitsphasen sind wichtig und erforderlich. Gleichzeitig sind die Stimmen nach einem tieferen Bedürfnis nach Begegnungen laut. Die emotionale, zwischenmenschliche Interaktion ist unübersehbar das Maß aller Dinge einer Arbeitswelt 4.0.

Das Extrem-Home-Officing wird das Büro nicht auflösen. Neu ist eine gestiegene Sensibilität dafür, wofür man tatsächlich dorthin fährt. Das Büro ist eben nicht nur ein Ort zum Arbeiten, sondern ein Sozialsystem.
Die Effektivität und die Produktivität erhalten eine neue Bedeutung und die Arbeitszeit wird neu definiert. Weniger Dienstreisen und Präsenztermine werden stattfinden. Die Kommunikation über Videokonferenzen funktioniert gut und es wird auch in Zukunft keinen Grund geben, auf diesen Kommunikationskanal zu verzichten. Weniger Stau im Pendlerverkehr und weniger Flugzeuge in der Luft kommen nicht nur uns persönlich sondern auch der Umwelt zugute.

Und schließlich: Familien werden von den neu gewonnenen Erkenntnissen profitieren. Durch das Arbeiten im Homeoffice, die flexiblen Arbeitszeiten und weniger Geschäftsreisen ergeben sich für berufstätige Mütter und Väter neue berufliche Chancen. Familienfreundliche Angebote wie z.B. Beratungsleistungen, individuelle Arbeitszeitmodelle, Telearbeit sowie Kinderbetreuung sind bald nicht mehr nur „nice to have“, sondern werden zum „Must-have“. Die Erwartungen der Angestellten sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Das kann auch für Unternehmen eine Möglichkeit sein, sich für Fachkräfte attraktiver zu machen.

Digitalisiert Corona dauerhaft die Arbeitswelt? – Ein Ausblick

Die Krise der vergangenen 1,5 Jahre hat das Arbeits- und Privatleben ordentlich durcheinander gewirbelt.

Wir alle haben gelernt, dass es mehr möglich ist, als wir vorher dachten.

Der klassische Nine-to-Five-Arbeitstag hat ausgedient. Nur wenige Beschäftigte glauben und wünschen die Reduktion der neuen Möglichkeiten wieder auf das Vor-Corona-Maß.

Die Arbeitswelt von morgen wird offener und weniger berechenbar sein, sie wird die Menschen stärker fordern, sich selbst immer wieder neu zu definieren.

Das Homeoffice wird dauerhaft in unsere Häuser einziehen. Es wird zukünftig häufiger auf teure Geschäftsreisen verzichtet und stattdessen auf Tools zur Videokonferenzen ausgewichen. Das tut der Natur und der Geldkasse gut.
Die Reisebereitschaft war bisher die Voraussetzung für viele Arbeitsstellen. Das fällt weg und bietet für individuelle Laufbahnen der Beschäftigten und auch für die Familien neue Perspektiven.

Die Menschen in Deutschland sind bereit für Veränderung und möchten nach der Corona-Pandemie beruflich und/oder privat etwas ändern.

Die Wirtschaft kommt kaum um Veränderungen herum. Sie sollte deshalb die vorhandene Bereitschaft zur Änderung aufgreifen. Denn das ist nicht nur die Frage einer neuen Organisationskultur sondern führt zu neuen Führungskonzepten, stärkt die Innovationskraft und die Digitalisierung.

Auch die letzten Skeptiker müssen zugeben, dass die letzten Monate ziemlich viele gute Entwicklungstendenzen ausgelöst haben.